Wer nicht gerade einen Neu- oder Jahreswagen mit überschaubarem Kilometerstand sucht, stellt sich spätestens bei der Besichtigung eines älteren Gebrauchten die wichtige Frage: Wurde der Kilometerstand heruntergedreht, um einen besseren Kaufpreis zu erzielen?
In Rundfunk und Fernsehen werden immer wieder Warnungen ausgesprochen. Man müsse die Autos gut prüfen, am besten wäre ein Gutachter. Aber wer ein Auto für unter 3.000 Euro sucht, scheut die Investition in ein offizielles Gutachten. Verständlich. Darum habe ich hier ein paar Tipps zusammengestellt, mit denen auch der Laie ein paar Hinweise auf Manipulationen erkennen kann. Wichtige Indizien liefert der Innenraum:
Lenkrad
Ist es stark abgegriffen? Sehr speckig? Falls ja, dann können Sie vorsichtig skeptisch werden, falls der Tacho sehr wenig Kilometer anzeigt. Greifen Sie ruhig fest zu und drehen Sie am Material. Ist es locker? Das könnte auch ein Hinweis sein – aber vorsicht, hier mag es auch an billigem Material liegen.
Pedale
Schauen Sie sich die Pedale an. Insbesondere die Kupplung, die am stärksten beansprucht wird. Was sagt Ihr Bauchgefühl? Passen Kilometerstand und Abnutzung zusammen? Auch ohne Expertenerfahrung ist das Bauchgefühl ein guter Ratgeber – aber klar: Wenn Zweifel bleiben, fragen Sie lieber beim Fachmann nach.
Schaltknauf
Auch hier schauen Sie nach starken Abnutzungsspuren. Ist Lack abgeplatzt, ist das übrigens typisch für Fahrer mit Ringen an den Fingern. Sind Risse im Kunststoff- oder Ledersack am Knauf? Dies kann ein Zeichen für Materialermüdung durch dauerhafte Beanspruchung sein.
Sitze
Checken Sie die Vordersitze. Achten Sie vor allem auf den Einstieg an den Fahrerseite: Halten Sie die Spuren (Abrieb oder Deformierungen) für realistisch bei dem angezeigten Kilometerstand? Aber Vorsicht, solche Spuren können auch einfach nur den Hinweis auf einen schwergewichtigen Fahrer sein oder auf einen Halter, der nicht immer sorgsam mit dem Auto umgegangen ist. Sie müssen nicht unbedingt auf eine Manipulationen hinweisen!
Ähnlich gehen Sie außen vor: Beurteilen Sie Lack, Reifen, die allgemeine Optik sowie die Aussagen des Verkäufers mit klarem Menschenverstand. Ergibt sich ein vertrauenswürdiges Gesamtbild?
Zuletzt prüfen Sie das Serviceheft und sehen Sie sich die TÜV-Berichte an. Neben den wichtigen Informationen über Serviceintervalle und Hinweisen auf eventuelle Wartungsstaus finden Sie darin die Kilometerstände vermerkt. Wenn dort ein höherer vermerkt ist als Ihnen der Tacho anzeigt: Finger weg.
Fazit
Ich habe Ihnen hier nur einige Tipps geben können. Währenddessen haben Sie Formulierungen wie „…könnte es ein Hinweis sein…“ gelesen, Begriffe wie „Bauchgefühl“ und sogar „Vorsicht“ tauchten auf. Nehmen Sie das ernst. Die Indikatoren sind genau das: Hinweise – nicht weniger, nicht mehr. Bleiben Sie also vorsichtig, einem Verkäufer sofort Manipulation zu unterstellen. Behalten Sie immer einen kühlen Kopf und beurteilen Sie die Fahrzeuge und Menschen mit klarem Menschenverstand. Der Gesamteindruck zählt.